Jenseits des Neoliberalismus: Erkenntnisse aus Schwellenländern

In allen westlichen Volkswirtschaften steht plötzlich die Zukunft des Kapitalismus zur Debatte. Teilweise angetrieben durch die doppelten Schocks des Brexits und der Wahl von Donald Trump, dem vorherrschenden neoliberalen Wirtschaftsmodell, das ein leichtes Regulierungssystem, minimale Hindernisse für Handel und ausländische Investitionen und insgesamt eine geringe Rolle des Staates bei der Verwaltung der Wirtschaft priorisierte. - wird sowohl von links als auch von rechts angegriffen. Wird der Neoliberalismus verdrängt? Und was kommt als nächstes?





Weltweit beschäftigen sich Schwellenländer mittlerweile seit Jahrzehnten mit ähnlichen Fragen. Der Neoliberalismus verbreitete sich ungleichmäßig in den Schwellenländern, und ebenso viele von ihnen haben sich seit Jahrzehnten über den Neoliberalismus hinaus entwickelt. Diese vielfältigen Erfahrungen liefern wertvolle Einblicke in die Stärken und Schwächen des Neoliberalismus und die Zukunft der wirtschaftlichen und politischen Entscheidungsfindung in einer postneoliberalen Welt. Wenn das Washington Consensus-Mantra von Stabilisieren, Privatisieren und Liberalisieren heute an Bedeutung verloren hat, was – wenn überhaupt – ist dann an seine Stelle getreten? Wie bewerten verschiedene Länder die relative Rolle von Staaten und Märkten bei der Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung neu? Gibt es neue Modelle, die verallgemeinerbar und länder- und kontextübergreifend anwendbar sind?



Der vorliegende Bericht, der das Ergebnis eines im Januar 2019 veranstalteten wissenschaftlichen Workshops ist, versucht erste Antworten auf diese Fragen zu geben. Es gliedert sich in fünf große Themenbereiche, in denen der Neoliberalismus unvollständige oder unbefriedigende politische Leitlinien bietet: Wachstumsstrategien und Industriepolitik, Ungleichheit, Finanz- und Geldpolitik, Umwelt sowie Macht und Politik.