Zeitwahrnehmungen trugen zu den jüngsten militärischen Versäumnissen des Westens bei
Der Niedergang des Westens ist erneut ein häufiges Spekulationsthema. Als ein Element des angeblichen Niedergangs wird oft die Abfolge längerer und erfolgloser Kriege genannt – vor allem der Kriege, die in den letzten Jahrzehnten von den Vereinigten Staaten geführt wurden. Dieses Buch von drei dänischen Militärexperten untersucht nicht nur die Richtigkeit der Spekulationen, sondern fragt auch, warum der Westen, insbesondere seine militärische Wirksamkeit, als im Niedergang empfunden werden könnte.
Zeitlichkeit ist das zentrale Konzept, das eine Reihe struktureller Brüche verbindet, die den Westen scheinbar muskelbepackt zurücklassen: überwältigend mächtig in Technologie und militärischer Macht, aber strategisch fragil. Diese Zeitlichkeit, so die Autoren, setzt sich aus drei miteinander verbundenen Dimensionen zusammen: Trajektorien, Wahrnehmungen und Tempo.
Erstens betrachten westliche Gesellschaften die Zeit eher als einen linearen Verlauf, der sich hauptsächlich auf jüngste und aktuelle Ereignisse konzentriert und dazu führt, dass die Geschichte als eine Geschichte von Aufstieg und Niedergang gestaltet wird. Die Autoren untersuchen, ob der unvermeidliche Sturz bereits eingetreten ist, im Gange ist oder noch in der Zukunft liegt.
Auch die Wahrnehmung von Zeit variiert zwischen Kulturen und Epochen und beeinflusst gesellschaftspolitische Aktivitäten, einschließlich der Kriegsführung. Der Feind zum Beispiel kann als zu einer anderen Zeit gehörend wahrgenommen werden (rückständig oder barbarisch). Und Krieg kann entweder als zyklisch oder als Ausnahme betrachtet werden und trägt dazu bei, die Bereitschaft der Öffentlichkeit zu gestalten, seine gewaltsamen und tragischen Folgen zu akzeptieren.
Das Tempo des Krieges ist ein weiterer Faktor, der Politik und Maßnahmen prägt. Westliche Gesellschaften legen Wert auf Schnelligkeit: Je kürzer der Krieg, desto besser, auch wenn das Ergebnis langfristig erfolglos bleibt. Ironischerweise war einer der am wenigsten erfolgreichen Kriege der westlichen Welt auch der längste Amerikas in Afghanistan.
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Dieses einzigartige Buch ist somit eine kritische Bewertung der Entwicklung und Zukunft der westlichen Militärmacht. Es liefert dringend benötigte Einblicke in das Potenzial für die politische und institutionelle Erneuerung des Westens.
Sten Rynning ist Professor für Kriegsforschung an der Süddänischen Universität.
Olivier Schmitt ist Professor mit besonderer Verantwortung am Centre for War Studies der University of Southern Denmark und derzeit Direktor für Forschung und Studien am Französischen Institut für Höhere Nationale Verteidigungsstudien.
Amelie Theussen ist Assistenzprofessor am Center for War Studies, University of Southern Denmark.
Kriegszeit ist eine provokative Betrachtung der vielen Aspekte moderner Militärmacht in Politik und internationalen Angelegenheiten. Obwohl sich die Natur des Krieges nicht ändert, ist dieses Buch angesichts des sich wandelnden Charakters des modernen Krieges, wie wir ihn im Kaukasus, in der Ukraine, in der Sahelzone und im Indopazifik sehen, besonders relevant. Unverzichtbare Lektüre für politische Führer, Diplomaten und strategische Denker.
—Lt. Gen. (im Ruhestand) Ben Hodges, Pershing-Lehrstuhl für Strategische Studien, Zentrum für Europäische Politikanalyse; Kommandant, United States Army Europe, 2014–2017
Dieser großartige Band bietet völlig neue Perspektiven auf die institutionellen und zeitlichen Grundlagen der westlichen Militärmacht. Kriegszeit ist eine brillant originelle Ergänzung der Literatur darüber, warum westliche Staaten die Kriege des 21. Jahrhunderts verlieren.
—Theo Farrell, University of Wollongong, Australien
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Dieser Band bietet einen dringend benötigten Rahmen für westliche Entscheidungsträger, die mit schwierigen Entscheidungen zu kämpfen haben, wann sie politisch oder militärisch eingreifen und wann Zurückhaltung walten sollte. Während die Vereinigten Staaten und Europa aus einer Phase des Transaktionalismus hervorgehen und versuchen, die multilateralen Institutionen, die die transatlantischen Beziehungen untermauern, wiederzubeleben, Kriegszeit erinnert uns daran, wie wichtig es ist, das Gemeinwohl wiederzuentdecken und kurzfristige Entscheidungen in einer langfristigen Vision zu begründen.
—Rachel Ellehuus, Zentrum für strategische und internationale Studien
Diese exzellente Essaysammlung untersucht, warum der Westen auf dem Schlachtfeld überwältigend mächtig und doch strategisch fragil ist und ob diese Dichotomie das Ende der westlichen militärischen Dominanz signalisiert. Besonders gut hat mir die Erforschung von Normen gefallen, die die westliche Militärmacht prägen, und wie sie von unseren Gegnern genutzt werden. Die Auseinandersetzung mit den vielen interessanten Vorschlägen seiner Autoren wird unser ganzes Denken darüber schärfen, was die westliche Kriegsführung ausmacht und ob sie weiterhin ausreicht, um unsere Interessen zu schützen und voranzutreiben.
—Kori Schake, Direktor für Außen- und Verteidigungspolitik, American Enterprise Institute